Rückblick: Bujinkan Trainingslager Deutschland 2017

| Bujinkan

Das Bujinkan Trainingslager Deutschland ist ein internationaler Lehrgang mit durchschnittlich 100 Teilnehmern und fester Bestandteil unseres Terminkalenders, insbesondere auch, da einige Abteilungsmitglieder aktiv an der Ausrichtung dieser Veranstaltung beteiligt sind.

Das diesjährige, mittlerweile fünfte Trainingslager vom 02.-05.06. stand inhaltlich im Zeichen des Jō Jutsu | 杖術 . Der Jō ist ein runder, ca. 130cm langer, aus Hartholz gefertigter Stab und eine sehr schnelle, flexible Waffe.

Das Verständnis für die Besonderheiten in Umgang und Anwendung sind entscheidend dafür, die Eigenheiten des Jō Jutsu verstehen und schätzen zu können. Deshalb wurde der Trainingsfokus auf drei Hauptbereiche gelegt:

Training der Grundlagen

Wie meistens, so ist es auch im Umgang mit dem Jō wichtig, vorne anzufangen und sich ganz allgemein erst mit grundlegenden Themen zu beschäftigen und die Kihōn (Grundlagen) so genau wie möglich zu lernen. Im Bereich der Grundlagen standen also zunächst ganz praktische Inhalte wie beispielsweise Schlagen, Blocken, das Verstehen der richtigen Distanz, Winkelarbeit und nicht zuletzt auch die Unterschiede zwischen dem Jō und anderen Stabwaffen im Vordergrund.

Zudem verwendeten wir einige Zeit darauf, die Rolle von Uke zu verstehen. Hierbei war und ist es wichtig, dass der Angreifer mit seiner Waffe umgehen kann, da ansonsten kein vernünftiges Training einer Verteidigung möglich und nötig ist. Dementsprechend wurden einige Schwertgrundlagen wiederholt bzw. „aufgefrischt“.

Kata

Die insgesamt neun Kata (Formen) des Kukishinden Ryū Jō Jutsu | 九鬼神伝流 杖術 bildeten den thematischen Rahmen, an dem wir uns während der insgesamt 12 Trainingseinheiten orientierten:

  • Jūmonji | 十文字
  • Roppō | 六法
  • Kyūho | 九法
  • Hiryū | 龍飛
  • Tsuke Iri | 附入
  • Kasumi Gake | 霞掛
  • Ude Gake | 腕掛
  • Kote Gaeshi | 小手返
  • Tachi Otoshi | 太刀落

Diese Formen bildeten einerseits den Ausgangspunkt bzw. das „Skelett“ für das oben genannte Grundlagentraining, indem die Abläufe in ihre Einzelteile „zerlegt“ und so die für das Training notwendigen Fähigkeiten und Einzeltechniken für alle Teilnehmer deutlich sichtbar wurden („breaking down the kata“).

Andererseits half das Katatraining dabei, die Flexibilität des Jō zu verstehen und anzuwenden, und darüber hinaus ein Verständnis für die strategischen Inhalte zu entwickeln.

Das „nicht-Sichtbare“

Sowohl Grundlagen als auch Kata sind sicht- und greifbare Inhalte, die man relativ leicht nachvollziehen kann.

Diese beiden Bereiche bilden allerdings nur den Einstieg in das, was man nicht sehen oder nachmachen, sondern nur erleben und fühlen kann – das, worauf es letztendlich wirklich ankommt.

Und so legte das Trainerteam bestehend aus Sveneric Bogsäter (Schweden), Ed Lomax (Australien) und Holger Kunzmann (Deutschland) entsprechenden Wert darauf, diese „nicht sichtbaren“ Bereiche erlebbar zu machen. Drills und Partnerübungen vermittelten einen Eindruck davon, dass auch das Jō Jutsu vor allem ein Verständnis für die Lebendigkeit eines Kampfes jenseits von aufgeschriebenen Formen voraussetzt. Es ist allerdings unmöglich, dieses Verständnis ohne das Training grundlegender Fähigkeiten und Techniken zu erlangen.

Fazit

Auch das diesjährige Trainingslager war für uns wieder eine fantastische Veranstaltung, die geprägt war von intensivem Training, Austausch und Gemeinschaft.

Und einmal mehr ist uns bewusst geworden, wie wichtig es ist, von guten Lehrern lernen zu können. An dieser Stelle möchten wir uns deshalb bei Sveneric Bogsäter, Ed Lomax und Holger Kunzmann herzlich bedanken, die uns mit Geduld und dem einen oder anderen „Schubser“ den richtigen Weg gewiesen haben.