Schwimmabteilung besucht TRIGEMA und trifft Wolfgang Grupp senior
Ein Besuch bei Deutschlands größtem Hersteller von Sport- und Freizeitbekleidung TRIGEMA im schwäbischen Burladingen inklusive einem Interview mit Wolfgang Grupp senior
Die Bestellung der Assistenten- und Trainerbekleidung der Abteilung Schwimmen sichert Arbeitsplätze in Deutschland und wird sowohl vom Bezirksausschuss 15 Trudering Riem als auch EDEKA JUSIC finanziell unterstützt.
Als ich vor über 15 Jahren nach Deutschland umzog, gewöhnte ich mich schnell an vieles: die Bürokratie, das Wetter und auch das Fernsehen waren anders, als ich das kannte. Als mir zur besten Sendezeit vor der Tagesschau Affe Charly mit seinem Chef Wolfgang Grupp senior erklärte, dass bei TRIGEMA in Burladingen die eigene Produktion nachhaltig und fair durchgeführt wird, war ich skeptisch: „Made in Germany“ – gibt es das wirklich und speziell in der hart umkämpften Textilbranche? Interessant ist, dass die Deutschen ihr eigenes Gütesiegel „Made in Germany“ nicht erfunden haben. Die Herkunftsbezeichnung wurde 1887 vom britischen Parlament vorgeschrieben, um „minderwertige“ Waren aus deutscher Industrieproduktion für die englischen Verbraucher kenntlich zu machen. „Billig und schlecht“ war also die erste Aussage, die mit „Made in Germany“ verbunden wurde. Daraus hat sich im Laufe der Jahre ein Gütesiegel entwickelt, das von den internationalen Verbrauchern als Hinweis auf hochwertige Qualitäts-Produkten verstanden wurde.
Als Zeugwart in der Schwimmabteilung mit knapp 900 Mitgliedern ist mir Nachhaltigkeit sehr wichtig. Schwimmbäder suchen wir u.a. danach aus, ob sie über einen einfachen Zugang zum öffentlichen Transport und Nahverkehr (kurz ÖPNV) verfügen. Mit Freiwasser-Schwimm-Einheiten haben wir u.a. im Steinsee begonnen und im Trainingslager in Italien absolvieren wir alle Einheiten in einem Freibad. Sollte es das in Punkto Nachhaltigkeit für uns gewesen sein? Glücklicherweise nicht, denn spätestens als wir im Jahr 2022 darüber nachdachten, wo wir unsere Trainingsbekleidung kaufen würden fiel mir, genau, Affe Charly und sein Chef Herr Grupp wieder ein. Wir beschafften im TRIGEMA Testgeschäft in Parsdorf die ersten acht Poloshirts als Muster, ließen diese bei factory4u UG München im Transferverfahren bedrucken und nahmen uns vor, diese Muster ausführlich zu testen. Nach fast zwei Jahre stelle ich, trotz zigfachem Einsatz im Einsatz im Schwimmbad fest: die Farben der Polos haben sich nicht verändert, die Passform ist weiterhin ideal und auch der Druck hat sich bewährt.
Acht Testmuster sind das eine, fast 90 Teile (Hosen, T-Shirts, Polos, Tanktops und Multifunktions-T-Shirts) zu bestellen etwas anderes. Ich entschloss mich, gemeinsam mit unserem Abteilungsleiter TRIGEMA einen Besuch abzustatten und herauszufinden, was an TRIGEMA wirklich „Made in Germany“ ist. „Made in Germany“ ist laut Umfragen eine, wenn nicht die weltweit angesehenste Herkunftsbezeichnung. Sie unterliegt aber nicht wie ein echtes Qualitätssiegel oder eine Norm festgelegten Regeln. Der Hersteller selbst entscheidet, ob er sein Produkt so kennzeichnet. Deutsche Gerichte urteilten jedoch, dass Produkte mit diesem Label zumindest in Deutschland zusammengebaut werden müssen. Und mehr als die Hälfte der verwendeten Teile sollte ebenfalls aus Deutschland stammen.
Im Dezember 2023 machten wir uns auf die fast dreistündige Fahrt nach Burladingen, das sich auf der Sonnenseite der Schwäbischen Alb befindet. Am Hauptsitz von TRIGEMA in Burladingen arbeiten ca. 1.200 Mitarbeiter, das Unternehmen setzte in 2022 127 Millionen Euro um. Wer an der Rezeption eine große Empfangshalle erwartet sieht sich getäuscht: ein schlichtes Telefonat wartet auf den Besucher. Wir meldeten uns an und sprachen mit Vertriebsleiterin Frau Constanze Staudt über unsere Bestellung. Frau Staudt, die seit fast 30 Jahre bei TRIGEMA arbeitet gab uns wertvolle Tipps zur Auswahl der Artikel, zur Veredelung und lud uns zu einer Betriebsbesichtigung ein.
In der kommenden Stunde lernten wir den Produktionsprozess kennen. Es gab keine Frage, die nicht beantwortet wurde; das Unternehmen lebt die „gläserne Produktion“ und die Eigentümerfamilie sitzt ohne pompöses eigenes Büro inmitten der Verwaltung unter den Mitarbeitern.
Nach der Betriebsbesichtigung entschied ich mich spontan Frau Staudt um ein Gespräch mit Herrn Grupp senior zu bitten. Den rüstigen 82-jährigen im Fernsehen oder im Internet bei Vorträgen zu sehen war immer unterhaltsam gewesen. Welche Überraschungen könnte dem schwäbische Multimillionär eine Zeugwartin einer Schwimmabteilung entlocken?
Patricia: „Herr Grupp, Danke, dass sie spontan Zeit für uns haben.“
Wolfgang Grupp: „Sie haben den langen Weg von München nach Burladingen auf sich genommen. Dann ist es doch selbstverständlich Zeit für Sie zu haben und Sie zu begrüßen. Ich freue mich sehr, dass Sie da sind.“
Patricia: „Sie haben 1969 mit 27 Jahren von Ihrem Großvater das Unternehmen übernommen. Damals studierten sie in Köln und beabsichtigen, ihre Doktorarbeit zu schreiben. Warum kehrten sie nach Burladingen zurück?“
Grupp: „Die Mitarbeiter raunten, der solle doch auch mal etwas tun und nicht nur High-Life in Köln machen. Die Firma hatte zehn Millionen Bankschulden. Ich musste eine Entscheidung treffen und habe die Doktorarbeit abgebrochen. Meinem Professor sagte ich, dass mir eine Firma ohne Doktorarbeit wichtiger sei, als ein Doktortitel ohne Firma.“
Patricia: „Sie kamen zurück, führten die Firma aus der Krise und machte sie schuldenfrei.“
Grupp: „Richtig. Das wäre ohne meine Frau, unsere Betriebsfamilie und die Konzentration auf’s Wesentliche niemals möglich gewesen. Es waren schwierige, herausfordernde Zeiten, denn viele unserer Kunden haben versagt.“
Patricia: „Sie sprechen von den Kaufhaus- und Versandhauskönigen der damaligen Zeit, richtig?“
Grupp: „Ganz genau. Wir haben eine Zeit lang mit beiden gutes Geld verdient aber irgendwann musste ich erkennen, dass ich nicht länger dem Preisdruck nachgeben konnte, der viele meiner Marktbegleiter in den Ruin führte. Einem Kunden muss man auch einmal Nein sagen können um sich und seine Mitarbeiter zu schützen. Ich sollte immer mehr und billiger produzieren: das wollte und konnte ich auch nicht.“
Patricia: „Würden Sie und Ihre Familie den Standort Deutschland aufgeben?“
Grupp: „Auf gar keinen Fall. Hier bin ich geboren, hier lebe ich und hier erfülle ich meine Pflicht. Einige meiner Mitarbeiter arbeiten fast 50 Jahre bei uns; für diese Mitarbeiter habe ich Verantwortung und der komme ich nach. Eine Produktionsverlagerung wird es nicht geben. Sehen Sie sich an wie viele Textilunternehmen diesen Schritt gewagt haben; sie sind alle gescheitert.“
Patricia: „Wenn Sie auf die Probleme der vergangenen 55 Jahre zurückblicken: welche waren die schwerwiegendsten?“
Grupp: „Ich erinnere mich an viele kleine und große. Zum einen die New Economy Krise mit 20 – 25 % Arbeitslosigkeit. Die Verbraucher hatten Angst um ihren Arbeitsplatz; natürlich kauften sie weiterhin Brot aber sicher kein Poloshirt. Die Kleiderschränke sind bekanntlich voll. Nehmen Sie die Bankenkrise, Corona oder die Energiekrise die uns als Unternehmen zusätzlich jedes Jahr hunderttausende kostet. Aber: jede Krise ist auch eine neue Chance sich besser, robuster und nachhaltiger aufzustellen.“
Patricia: „Wie meinen Sie das konkret?“
Grupp: „Wir jammern in Deutschland häufig auf zu hohem Niveau. Ich muss als Unternehmer die Probleme lösen; das erwarten meine Mitarbeiter von mir. Dafür erwarte ich volle Leistungsbereitschaft von ihnen – wir produzieren das ganze Jahr innovative Produkte auf Lager, ohne je kurzgearbeitet zu haben. Es braucht mehr Mut, Vertrauen, die persönliche Haftung und weniger Gier und Größenwahn.“
Patricia: „Garantieren Sie wirklich den Kindern Ihrer Mitarbeiter einen Arbeitsplatz?“
Grupp: „Ja, natürlich. Lassen Sie es mich erklären. Viele Mitarbeiter arbeiten in zweiter oder dritter Generation bei uns. Sie haben mir mit ihrer Arbeitskraft geholfen die Firma aufrechtzuerhalten und Geld zu verdienen. Was wäre ich also für ein Chef eben jenen Kindern der Mitarbeiter den Arbeitsplatz nicht anzubieten?“
Patricia: „Wer, wie Sie, heute in Talkshows seine Meinung sagt, kann anecken. Nicht selten haben sie dem allgemeinen und politischen Zeitgeist nicht entsprochen und dafür medial Gegenwind erhalten. Wie gehen Sie damit um?“
Grupp: „Ich vertrete Werte, die viele Menschen vermissen. Andere Meinungen zu tolerieren, sollte in unserer freien Gesellschaft dazugehören. Ich habe keinen PC und diese ganzen sozialen Medien sind überbewertet. Um ehrlich zu sein: nach einem Auftritt meinerseits sind unserer Testgeschäfte oft voll; das ist eben auch eine gute Werbung für uns als Unternehmen.“
Patricia: „Was ist für Sie Glück und wie halten Sie sich fit?“
Grupp: „Von der eigenen Familie und den Mitarbeiter gebraucht zu werden ist das größte Glück für mich. Ich versuche mich gesund zu ernähren und ich schwimme jeden Morgen in meinem 46 Meter langen Pool bei Wind und Wetter. Das hält mich fit; Sie sehen, ich bin Ihrem schönen Sport täglich verbunden.“
Patricia: „Das freut uns außerordentlich. Sie hinterlassen große Fußspuren Herr Grupp; wir wünschen Ihnen alles Gute im Ruhestand und viel Glück bei der Nachfolgeregelung.“
Grupp: „Es war schön mit Ihnen zu sprechen. Ich freue mich, dass Ihre Assistenten und Trainerkollegen bald mit unseren Sportartikeln kleinen und großen Athleten das Schwimmen beibringen. Alles Gute für Sie beide und den TSV Trudering.“
Nach diesem für mich in jeder Form bemerkenswerten Gespräch und einem gemeinsame Foto drehte sich Herr Grupp nochmals zu uns um und sagte nachdenklich zur Verabschiedung: „Ich habe nochmals darüber nachgedacht was Sie eben sagten. Es stimmt: vieles was ich in Talkshows oder in Podcast sage wird wahrgenommen. Dabei bin ich doch nur ein kleiner Textilunternehmer und es gibt so viel wichtigeres: dieser wahnsinnige Krieg muss enden, die Menschen müssen wieder freundlicher zu einander sein und in den Familien müssen sich alle helfen. Frohe Weihnachten.“
In Burladingen haben wir echtes „Made in Germany“ kennengelernt. Dass, nur wenige Tage nach unserem Besuch, bei der Übergabe von Herrn Grupp an seine Frau und Kinder Tränen seinerseits flossen, passt perfekt in jenes Bild, das wir in drei Stunden an diesem Dezembertag 2023 von diesem Unternehmen wahrnehmen durften.
Anfang 2024 stellten wir bei der Landeshauptstadt München, Bezirksausschuss 15 Trudering-Riem München einen Antrag auf einen Zuschuss bzgl. der Beschaffung der Assistenten- und Trainerbekleidung. Frau Henriette Baiter vom Bezirksausschuss erklärt: „Dem Antrag auf Bezuschussung haben wir im März 2024 einstimmig zugestimmt. Wir freuen uns sehr, dass der TSV Trudering in nachhaltig hergestellte Assistenten- und Trainerbekleidung aus Deutschland investiert. Schön, dass auch die Verzahnung mit dem örtlichen EDEKA Partner Hajrudin Jusić e.K. München gelang, der sich ebenfalls finanziell engagierte.“
Frau Suada Jusic kennt viele der Assistenten und Trainer des TSV Trudering, die täglich bei ihr einkaufen und sagt: „Nachhaltigkeit ist auch bei uns im Einzelhandel sehr wichtig. Es gilt, nicht erst morgen zu handeln, sondern jetzt! Deshalb engagieren wir uns als EDEKA Partner für Artenvielfalt, Ressourcenschutz, unser Wasser und Klima. Seit 2009 setzen wir uns zudem mit der Umweltschutzorganisation WWF gemeinsam für mehr Umweltschutz in unseren Regalen und Lieferketten ein.“
Unser Dank gilt
- Herrn Wolfang Grupp senior
- der Landeshauptstadt München Bezirksausschuss 15 Riem Trudering
- Suada und Harun Jusic, EDEKA
Quellen:
deutschland.de
https://www.german-ma.de
https://omr.com/de/podcast
www.edeka.de
www.trigema.de